Rathaus Gerhardshofen

Entwurfsskizze

Gutachterverfahren als Mehrfachbeauftragung

Realisierungswettbewerb

Rathaus Gerhardshofen

 

Bestand:

Das Rathaus von Gerhardshofen ist ein ortsprägendes und für die Gemeinde identitätsstiftendes und städtebaulich wichtiges Gebäude. Im Dreiklang zum denkmalgeschützten Ensemble mit Pfarrhof und Pfarrkirche St. Peter ist das Gebäude prägnant in seiner Erscheinung. Erbaut als Schulhaus, Ende des 19. Jahrhunderts in Sichtklinkerbauweise, ist es ein schönes Beispiel dieser Gebäudetypologie. Gebäudestatik und Bauweise sind generell in einem guten Zustand und lassen einen behutsamen Umbau zu.

 

Abbruch mit Neubau oder Erhalt mit Umbau/Sanierung?

„Muss das Gebäude einem Neubau weichen?" Bringt ein Neubau so viele Vorzüge oder kann bei intelligenter Planung das Gebäude ergänzt, umgebaut und saniert werden? „Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile und einer genaueren Betrachtung der Bestandsstatik, haben wir uns für ein Konzept, welches den Erhalt des Gebäudes vorsieht, entschieden!"

 

Konzept/Idee:

Unsere Idee ist ein ressourcenschonender Umbau des Bestandsgebäudes bei Erhalt und hervorheben seiner Identität bei gleichzeitiger Ergänzung des Gebäudes durch einen Anbau und das Hinzufügen von neuen, zeitgemäßen Bauteilen (Erschließungsrampe, Eingangstüre, Metallfenster, Treppe ins DG). Das „Neue“ soll dabei mit dem „Alten“ in einen Dialog treten und die Qualitäten des Bestandes unterstreichen

 

Vorgesehen sind hierbei (Maßnahmen):

- Tieferlegen der Eingangsebene (Bodenplatte EG) um einen barrierefreien Zugang vom Markt- und vom Kirchplatz zu schaffen

- Die Unterbringung aller barrierefrei zu erschließenden Bereiche im EG und der Verzicht auf technische Hilfsmittel zur Erschließung/Nutzung des Gebäudes sind somit möglich

- Abbruch der bestehenden Garage auf der Nordseite und Ergänzung des Bestandes durch einen eingeschossigen Anbau ("Bürgermeister BOX").

- Hierdurch Neuordnung der räumlichen Situation auf der West- und der Ostseite. Durch die Anordnung des Anbaues soll zum einen zur Markplatzseite ein sichtbares Zeichen gesetzt und gleichzeitig eine notwendige Zugangsmöglichkeit von Seite des Pfarrhofes geschaffen werden.

- Durch den Einbau einer großzügigen Verglasung (Monitorfenster) auf Ost- und der Westseite soll der Bürgermeister ein auch nach außen sichtbares – sozusagen demokratisches – Zuhause bekommen.

- Durch das Öffnen der Decke im Eingangsbereich wird eine Foyer-Situation zu den anschließenden Räumen hergestellt.

- Der Sitzungs-Veranstaltungssaal kann und soll unabhängig vom Rathausbetrieb genutzt werden. Durch die Anbindung an den Pfarrhof ist eine gemeinschaftliche Nutzung mit der

- Kirchengemeinde z.B. möglich. Lesungen, Konzerte im kleinen Rahmen (ca.45-55 Personen) durchführbar.

- Durch die neue Höhensituation im Innenraum werden unter den Fensteröffnungen Sitznischen im Foyer und im Saal geschaffen.

- Unterbringung von Registratur und Technik im Dach.

- Rückbau der störenden Schleppgaube auf der Ostseite.

- Herstellen eines barrierefreien Zugang am Haupteingang: Erschließung mittels Rampe/Treppe mit seitlicher Sitzbank als Verbindungselement zum Marktplatz. Hervorheben des

Haupteinganges zum Rathaus mit einem Metallrahmen und eines neuen Türelementes.

- Herstellen eines barrierefreien Zugangs als Nebeneingang und Fluchtweg zum Sitzungs-Veranstaltungensaal.

- Eine Umnutzung des Rathauses (z.B. Ladengeschäft oder einem Büro) zu einem späteren Zeitpunkt ist jederzeit möglich.

 

Statik/Bauweise/Bauphysik:

Bestandsgebäude:

- Neue Bodenplatte mit Abdichtungs- und Wärmedämmebene,

ca. 50cm tiefer als im Bestand herstellen.

- Teilabbruch der Innenwände EG

- Unterfangung der verbleibenden tragenden Innenwand.

- Neuer Unterzug über EG als Auflager der Bestandsdecke.

- Bestandsdecke und Dachtragwerk wird erhalten und im Foyer freigelegt und sichtbar gemacht.

- Neue Böden und Bodenkonstruktion mit massiven Eichendielen als Belag.

- Einbau einer neuen Treppenerschließung

- Innenliegende Wärmedämmung (z.B. Calciumsilikatplatten)auf Bestandsmauerwerk, diffusionsoffener Putz/Anstrich.

- Erhalt der Dachstatik und Dachdetails durch Reduzierung der notwendigen Eingriffe. Einbau einer Zwischensparrendämmung + Aufdachdämmung (z.B. Pavatex Platte). Erneuerung der Eindeckung/Dachrinnen etc.

- Herstellen neuer Oberflächen der Innenräume(z.B. Bestand: Lehmputz, Neubau: Schreinereinbauten: Einbau von Festeinbauten für Teeküche/Regale/Schränke).

- Sitznischen im Bereich der Fensterbrüstungen

 

Anbau:

Der Anbau ist als eingeschossige „Box“ in Holzbauweise auf

Streifenfundamenten angedacht.

Die Brandwand wird dabei in Massivbauweise (Beton oder Mauerwerk) als aussteifende Scheibe hergestellt. Die hinterlüftete Fassadenverkleidung wird in dunkler Metalloptik (z.B. Alucobond) passend zu den neuen Metallfenstern und dem Eingangsrahmen am Hautpeingang ausgeführt. Die Gründung erfolgt über Streifenfundamente. Ein Eingriff in den Untergrund (Bodendenkmal) wird somit minimiert.

 

Haustechnik

Heizung:

Die Beheizung erfolgt über ein energiesparendes Niedertemperatursystem. Als Wärmequelle dient eine effiziente Luft-Wasser-Wärmepumpe, die im Technikbereich im Dachgeschoß aufgestellt wird. Dieses energiesparende System nutzt Umweltwärme um das Gebäude zu beheizen. Die Wärmepumpe erhält Ihre Zuluft über die Giebelseite (Gitter in der vorhandenen Sandsteinumfassung) und bläst ihre Abluft über ein Gitter in der best. Gaube auf der Westseite wieder aus.

Die erzeugte Wärme wird über Flächenheizungen (z.B Deckenheizung) als Grundtemperierung sowie über schnell reagierende Niedertemperatur-Heizkörper (z.B. in den Sitznischen) in das Gebäude abgegeben. Hierdurch kühlt das Gebäude nicht komplett aus und kann bei Bedarf sehr schnell auf Betriebstemperatur gebracht werden. Die notwendige Heizungsverrohrung wird entlang der Außenwände so verlegt, dass an bauphysikalisch kritischen Stellen zusätzlich Wärme in das Bauwerk eingebracht werden kann.

Sanitär:

Die neue Unisex-Toilette wird als rollstuhlgerechte Toilette ausgebildet. Für die Warmwassererzeugung wird dezentral am Handwaschbecken ein Durchlauferhitzer vorgesehen, der das Wasser bei einem Zapfvorgang frisch erwärmt. Hierdurch werden unnötige Warmhalteverluste wie sie z.B. bei einem Untertischspeicher entstehen, vermieden. Das System wird in der Teeküche ebenfalls eingesetzt.

 

Aussenanlagen:

Die Aussenanlagen im Umgriff um das Gebäude können prinzipiell so belassen werden wie vorhanden. Die Zugangsbereiche werden gestalterisch an den Bestand angebunden. Die direkte Zufahrt von der B 470 ist nicht erforderlich und sollte als verkehrsberuhigte Zone ausgewiesen werden.

Vorplatz - Rathaus:

Wünschenswert wäre allerdings eine Neugestaltung des Markplatzes direkt vor dem Hauptzugang mit einem attraktiven Vorplatz, der Rathaus und Marktplatz verbindet.

 

 

 

 

 

 

Rathausumbau / Rathaussanierung - Rathausersatzbau

Gutachterverfahren als Mehrfachbeauftragung
Realisierungswettbewerb

 


Platzierung: 1. Preis

Projektart: Sanierung / Umbau / Erweiterung

Auslober: Gemeinde Gerhardshofen

Bearbeitung: 2019

Mitarbeiter: Maximilian Rüdling